Susanne Fehenberger
ADVANCES in Living Conditions
Die Installation “Advances in Living Conditions” ist speziell für das Dockville Kunst-und Musik-Festival 2009 in Hamburg/Wilhelmsburg entwickelt und gebaut worden.Als einer der ärmsten Stadtteile Hamburgs ist Wilhelmsburg seit einiger Zeit Mittelpunkt eines Prozesses, der – abhängig vom jeweiligen politischen Standpunkt – städtebauliche Aufwertung oder aber Gentrifizierung genannt wird. Die Installation fokussiert die Intergrationsproblematik dieses Prozesses. Unter Integration ist hier die Zusammenführung von verschiedenen Gesellschaftsschichten in eine örtlich begründeten Gemeinschaft zu verstehen, denn mit der Veränderung der Bevölkerungsstruktur durch eine sog. Umstrukturierung treffen hier nun Migranten und Deutsche, Reich und Arm, Alt und Jung als neue Nachbarn aufeinander. Als Ort der Begegnung und Kommunikation habe ich eine Art Amphitheater entworfen, eine Austragungsstätte für Politisches. Entstanden ist eine Openair-Bühne, die jedermann betreten und bespielen konnte. Das Objekt hat einen Durchmesser von ca.15 m und die Form eines überdimensionalen liegenden Waldhornes. Es ist beinahe vollständig aus Fundmaterial, Müll und Holzresten gebaut. Innerhalb des Bühnenraums befinden sich selbstgebaute Fantasie-Instrumente (wiederum aus Fund-und Recyclingmaterial wie z.B. alten Computer-und Fahrradteilen). Der Akt des gemeinsamen Musikmachens ist hier die Form von Kommunikation, die es möglich macht soziale und kulturelle Grenzen zu überschreiten. Musik ist eine universelle Sprache mit Poesien von vielerlei Herkunft und Gestalt. Die offene Bühne inspirierte Besucher sich zusammenzufinden und an den Instrumenten unmittelbar zu kommunizieren/ musizieren. Das Spektrum reicht von Wilhelmsburger Nachbarn mit Migrationshintergrund bis hin zu Kunstinteressierten der Hamburger Oberschicht, vom jugendlichen Musik-Festivalbesucher bis zum Profimusiker aus New York. Während des Festivals konnte man einander fremde Menschen aus jeglichen gesellschaftlichen Schichten beobachten, die einen gemeinsamen Rhythmus finden, mit Körpersprache kommunizieren, und auf die gemeinsamen Momente reagieren konnten. Die Instrumente sind so entworfen, dass sie keinerlei Vorkenntnisse zum Spielen benötigen. Auch wer sich selbst nicht als Musiker bezeichnen, oder sich mangels musikalischer Ausbildung nicht an ein Instrument trauen würden, konnte ohne Scheu den Akt von Klangerzeugung erforschen. Versteckte Orte im Inneren des Horntrichters luden auch die Bühnenscheuen zum Musizieren ein. Während des Festivals bot die Zuschauertribüne genug Platz für ein Publikum, das jederzeit selbst ins Bühnengeschehen eingreifen, teilnehmen konnte. Im Rahmen eines einwöchigen Musikworkshops für Kinder, den ich zusammen mit meinen amerikanischen Künstler-Kollegen geleitet habe, konnten 8 Mädchen und Jungen( 6-10 Jahre) zusammen tägl. 5 Stunden Musik auf unseren Instrumenten machen. Bei einem Konzert konnten die Kinder den Angehörigen und Festivalbesuchern ihre „Band“ und die selbstgeschriebenen Musikstücke präsentieren.
ADVANCES IN LIVING CONDITIONS
Installation for MS Dockville Art-and Musicfestival, Hamburg 2009
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